Soziale Medien und Influencer:innen sind heutzutage allgegenwärtig und haben einen tiefgreifenden Einfluss auf die Entwicklung der Welt und auf einen Großteil der Bevölkerung. Vor allem jüngere Generationen integrieren soziale Medien in ihren Alltag. Laut einer Studie von Capterra nutzen 32% der Befragten Social Media 3-10 Mal täglich. Gen Z verbringt im Vergleich zu den anderen Generationen die meiste Zeit auf den Plattformen. 36% von ihnen nutzen 3-10Mal täglich Social Media.
Die Bedeutung von Influencer:innen im Online-Marketing
Soziale Medien dienen nicht mehr ausschließlich privaten Zwecken, sondern werden auch von Unternehmen für Branding und profitgetriebene Ziele genutzt. Das Konzept des Influencer-Marketings wird genutzt, um gezielt Markenassoziationen zu lenken und Follower:innen zum Kauf zu animieren. Durch die Zusammenarbeit mit Influencer:innen wirkt die Unternehmensmarke authentisch und vertrauenswürdig, da sich Follower:innen mit den Influencer:innen identifizieren und somit eher bereit sind, beworbene Produkte zu erwerben. Somit wird Social Media nicht nur zur Generierung nutzergenerierter Inhalte genutzt, sondern dient auch als wichtige Werbeplattform. Laut einer Prognose von Statista zu den Ausgaben für Social Media Werbung in Deutschland bis zu 2028 ist ein deutlicher Trend zu erkennen. Prognosen zufolge wird der Influencer-Marketing-Markt in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen. Das Marktvolumen, das aktuell bei 17,4 Milliarden US-Dollar liegt, könnte bis 2025 auf 22,2 Milliarden US-Dollar anwachsen (Quelle: Statista)
(in Anlehnung an Quelle: Statista).
Die Verwendung von Influencer:innen ist eine effektive Methode, um den Traffic zu steigern. Die Reichweite und Glaubwürdigkeit von Influencer:innen erhöht die Bekanntheit und das Vertrauen in Marken, was auf ihre Überzeugungskraft zurückzuführen ist.
Der Begriff “Influencer” leitet sich vom englischen Verb “to influence” ab, was “beeinflussen” bedeutet. Durch ihr Wissen und tägliches Handeln sind Influencer:innen in der Lage, ihre Follower:innen zu beeinflussen. Influencer:innen sind Personen, die in sozialen Netzwerken präsent sind und ihre Abonnent:innen mit relevanten und glaubwürdigen Informationen zu bestimmten Themen versorgen. Durch ihre Expertise und starke Präsenz haben sie das Potenzial, ihr Umfeld stärker zu beeinflussen als herkömmliche Werbekampagnen.
Der weltweite Markt für Influencer-Werbung wird voraussichtlich bis Ende 2029 stark wachsen, mit einem jährlich durchschnittlichen Umsatzwachstum von 8,32 %. Dies entspricht ein Marktvolumen von 960,40 Millionen Euro (Quelle: Statista )
Die Bedeutung der Emotionalen Bindung von Influencer:innen
Der Einfluss von Influencer:innen auf das Verhalten und die Meinungen der breiten Öffentlichkeit ist außergewöhnlich. Interaktionen, wie das Liken, Kommentieren und Teilen von Inhalten, sind ein wesentlicher Bestandteil dieser Wirkung. Durch ihre persönliche und unterhaltsame Kommunikation gewähren Influencer:innen mit Offenheit tiefe Einblicke in ihr Privatleben und bauen so eine emotionale Nähe zu ihrer Fangemeinde auf. Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist die TikTokerin @johannasophie. Sie teilt authentischen, realen Beziehungscontent und spricht offen ihre Probleme, Unsicherheiten und Streitthemen an. Dadurch wird sie nahbarer für ihre Zuschauer:innen, weil sie mit ihren Content identifizieren können, da sie selbst schon einmal in ähnlichen Situationen waren.
(Quelle: TikTok-Johannasophie).
Die emotionale Bindung, das hohe Interesse und die Wahrnehmung als authentische Expert:innen machen Influencer:innen zu einem effektiven Marketinginstrument für Unternehmen. Aufgrund ihrer Multiplikator-Funktion in einer stark engagierten Community werden Influencer:innen eingesetzt, um Produkte oder Dienstleistungen zu bewerben. Dabei ist es entscheidend, dass das beworbene Produkt mit dem Image und den Werten der Influencer:innen vereinbar ist. Zum Beispiel sollten vegane Influencer:innen keine tierischen Produkte bewerben, da dies ihre Authentizität beeinträchtigen und den Werbeerfolg gefährden könnte. Influencer-Marketing bietet eine Alternative zu traditionellen Werbeanzeigen und ermöglicht es den Konsument:innen, die Werbeintensität selbst zu bestimmen, was angesichts der zunehmenden Werbemüdigkeit und der Digitalisierung des Marketings von entscheidender Bedeutung ist.
In einem Interview mit dem Fachdebattenportal meinungsbarometer.info im Jahr 2017 erklärte Christoph Kastenholz, Founding-Partner der Influencer-Marketing-Agentur Pulse Advertising, dass potenzielle Konsument:innen durch Werbebannern bei ihren täglichen Aktivitäten häufig gestört werden. Es wird eine steigende Verwendung von Ad-Blockern beobachtet, nicht nur bei jüngeren Zielgruppen (Quelle: meinungsbarometer.info). Heute surfen etwa 25 Prozent der deutschen Internetnutzer:innen mit einem Adblocker im Netz. (Quelle: d3con )
(Quelle: Statista).
Empfehlungsmarketing als Alternative zu Ad-Blockern
Ad-Blocker sind softwarebasierte Filterprogramme, die die Ausspielung von Werbung auf Internetseiten blockieren. Unliebsame Bannerwerbung wird dem Nutzer ausgeblendet. Da die Verbreitung von Ad-Blockern zunimmt und das Vertrauen der Konsument:innen in die Glaubwürdigkeit von Unternehmen abnimmt, bietet Empfehlungsmarketing eine attraktive Alternative. Empfehlungsmarketing ist attraktiv, da es einen wesentlichen Bestandteil der Informationssuche darstellt. Empfehlungen und Mundpropaganda werden von 92% der Konsument:innen als integraler Bestandteil des Informationsprozesses angesehen und mehr als jegliche Art von bezahlter Werbung geschätzt (Quelle: stephanochmann.de). Das Ziel des Word-of-Mouth-Marketings ist es, Empfehlungen auszulösen und die Reputation sowie Bekanntheit des Marketingsgegenstandes zu steigern, um letztlich Abverkäufe zu generieren.
Eine Empfehlung kann negativ, neutral oder positiv sein und repräsentiert die Verbrauchermeinung über das gekaufte Produkt oder die gekaufte Dienstleistung. Diese Informationen werden an andere potenzielle Konsumenten weitergegeben. Jedoch wird ein Produkt nur dann empfohlen, wenn die Erfahrung positiv ist und der/die Kund:in vom konsumierten Artikel begeistert ist. Infolgedessen ist Influencer-Marketing besonders lukrativ für Unternehmen, die ihre Produkte an Social-Media-Nutzer:innen vermarkten möchten.
Influencer-Marketing vermeidet, dass Werbung als solche wahrgenommen wird, sondern vielmehr als Empfehlung eines neutralen Dritten. Hierbei handelt es sich um eine gezielte Kommunikation zwischen dem/der Influencer:in und seiner/ihrer Community. Der/Die Influencer:in fungiert somit als Bindeglied zwischen dem werbenden Unternehmen und der Zielgruppe und wird daher in den Marketing-Mix integriert.
Die Bedeutung von Influencer:innen im sich wandelnden Marketing
Die zunehmende Vielfalt des Internets ist ein wesentlicher Grund dafür, dass Verbraucher:innen der klassischen Werbung immer weniger Vertrauen schenken und stattdessen Empfehlungen von Freund:innen, Bekannten oder unabhängigen Expert:innen folgen. Aus diesem Grund werden Influencer:innen immer häufiger eingesetzt und können klassische Werbung umgehen. In einer Umfrage der Social-Media-Agentur Webguerillas gaben 42 % der befragten Unternehmen an, dass sie auf Influencer-Marketing zurückgreifen (Quelle: absatzwirtschaft.de).
Die traditionelle Form des Marketing-Tools muss sich verändern, da sich die Erwartungen und Bedürfnisse der Verbraucher:innen wandeln. Bei den „vier P“ (Produkt, Preis, Platzierung und Promotion) des Marketings geht es nicht mehr primär um den Markt und die Marktgegebenheiten, sondern um den/die Kund:innen. Der/Die Kund:in entscheidet, ob er/sie das Produkt weiterempfehlen möchte. Große Konzerne wie Apple, Google, Amazon und Microsoft haben neue Standards für Service, Design und Technologie gesetzt, die die Bedürfnisse der/die Kund:innen befriedigen (Quelle: morethandigital.info).
Unternehmen müssen sich daher fragen, wie sie Kund:innen davon überzeugen können, sich für sie zu entscheiden. Heute wird nicht mehr versucht, den/die Kund:in über die Marke zu erreichen, sondern der/die Kund:in entscheidet sich allein für die Marke. Weitere Einflussfaktoren sind der zunehmende Wettbewerb und das schwindende Vertrauen der jüngeren Generation, auch als Digital Natives bekannt. Es geht heute darum, wie Unternehmen ihren Kund:innen einen zusätzlichen Nutzen und Wert bieten können, der über die klassische Markenbotschaft und die rationalen Produktversprechen hinausgeht.
Die Generation der Digital Natives erwartet von Marken nicht nur ein leistungsstarkes Produkt, sondern auch die Präsentation eigener Werte. An dieser Stelle werden Influencer:innen im Marketing-Mix eingesetzt, um die Marketingstrategie des Unternehmens an die modernen Entwicklungen anzupassen. Influencer:innen dienen als authentische Stimmen, die die Werte einer Marke auf eine Weise kommunizieren können, die mit den Digital Natives resoniert. Sie sind oft selbst Teil dieser Generation und verstehen daher ihre Wünsche besser. Die Herausforderung für Marken besteht darin, Influencer:innen zu finden, deren Werte und Image mit denen der Marke übereinstimmen und die eine loyale und engagierte Followerschaft haben. Die Erwartungen der Generation der Digital Natives haben dazu geführt, dass sich der Marketing-Mix von den traditionellen 4 Ps zu den 7 Ps weiterentwickelt hat:
(in Anlehnung an Quelle: meltwater.com ).
Die Rolle von Influencer:innen in der parasozialen Interaktion
Eine Influencer:in ist sowohl eine Meinungsführer:in im digitalen Bereich, die die Einstellungen und Verhaltensabsichten ihrer Follower:innen beeinflussen kann, als auch eine mediale Person, die ihren Follower:innen eine Vorlage für Empathie, sozialen Vergleich und parasoziale Beziehungen bietet.
Unter parasozialer Interaktion versteht man die situationsübergreifende Bindung einer Nutzer:in an eine bestimmte Medienperson. Die Nutzer:in entwickelt eine Art zwischenmenschliche Beziehung mit der Influencer:in, die sich auf kognitiver und emotionaler Ebene manifestiert, sowie durch häufiges Auseinandersetzen mit der Medienperson und die daraus resultierenden Gefühle. Diese Bindung kann auch Verhaltensänderungen auslösen. Während der Austausch zwischen Influencer:innen und Nutzer:innen wechselseitig sein kann, besteht der Hauptunterschied darin, dass die Follower:innen sich täglich mit den Influencer:innen und ihrer Performance auseinandersetzen (Quelle: Schach & Lommatzsch, 2018).
Diese Beziehung ähnelt einer Freundschaft, da Nutzer:innen, die täglich mit einer Influencer:in interagieren, davon ausgehen, dass sie die Influencer:in wie eine:n Freund:in kennen. Der Hauptunterschied besteht jedoch darin, dass die Beobachtungen und Interpretationen nicht auf realer Kommunikation basieren. Die Interpretation bleibt daher den Abonnent:innen überlassen.
Die parasoziale Bindung entwickelt sich besonders in Zeiten der Orientierungslosigkeit, da sich Menschen in solchen Situationen zunehmend mit sich selbst sowie ihren Wünschen und Ängsten auseinandersetzen. Infolgedessen bauen die Follower:innen Beziehungen zu Influencer:innen auf und hinterfragen deren Verhalten. Sie überlegen, wie sie sich in einer bestimmten Situation verhalten sollen. Daher ist es möglich, mit ihrer sozialen Mobilität zu spielen (Quelle: Schach & Lommatzsch, 2018).
Parasoziale Beziehungen eröffnen neue Perspektiven und damit Chancen für das Unternehmensmarketing. Influencer-Marketing wird zunehmend bedeutsamer, da Konsumenten mehr Wert auf Empfehlungen von Freund:innen als auf traditionelle Werbung legen. Es geht um mehr als nur das unkomplizierte Bewerben eines Produkts. Influencer-Marketing ist eine komplexe psychologische Komponente, durch die Verbraucher:innen in ihrem Handeln bewusst beeinflusst werden können.
Cialdini (2017), Professor für Psychologie, definierte sechs grundlegende Kategorien, die verschiedene Taktiken für den Einsatz von Überzeugungsstrategien abdecken. Diese Strategien sind im heutigen Influencer-Marketing besonders erkennbar. Jede Strategie basiert auf einem grundlegenden psychologischen Prinzip, das einen entscheidenden Einfluss auf das menschliche Verhalten und damit auf die Wirksamkeit von Überzeugungstaktiken hat. Wie in Abbildung 2 zu sehen ist, existieren sechs Taktiken: Reziprozität, Commitment und Konsistenz, soziale Bewährtheit, Sympathie, Autorität und Knappheit.
Reziprozität
Das erste Prinzip, die Reziprozität, basiert auf Schuldgefühlen. Menschen erwidern gerne, wenn sie etwas von jemand anderem bekommen. Infolgedessen entwickeln sie Schuldgefühle gegenüber dem Gebenden. Diese Regel gilt für nicht verlangte Hilfeleistung. Der Austausch von Gefälligkeiten wird oft nicht gleichermaßen verteilt. Wenn eine Anfrage abgelehnt wird, kann es hilfreich sein, zuerst eine Extremforderung zu stellen. Wird diese verweigert, ist dies eine günstige Voraussetzung dafür, dass die nächste Forderung nicht abgelehnt wird. Im Influencer-Marketing wird dieses Prinzip häufig genutzt, um das Denken und Handeln von Followern zu beeinflussen. Dementsprechend ist die Sicht der Nutzer: „Der Influencer hat ein Produkt intensiv mit hohem Zeitaufwand getestet und gibt mir über seinen Social-Media-Kanal eine ‚kostenlose‘ Empfehlung. Ich kaufe das Produkt und zeige mich dadurch ihm gegenüber für seine Mühe erkenntlich“ (Quelle: Deges, 2018, S. 4).
Dieses Prinzip funktioniert nicht nur, wenn Influencer Nutzer beeinflussen, sondern auch, wenn Unternehmen Influencer lenken. Wenn Unternehmen Influencern ein Produkt zum Testen anbieten, gilt: Je wertvoller das Produkt ist, desto stärker ist das Schuldgefühl.
Commitment und Konsistenz
Für die Gesellschaft ist der Wert der Konsistenz hoch, und das kontinuierliche Verfolgen der gleichen Werte und Meinungen erhöht die Glaubwürdigkeit. Die Orientierung an Prinzipien, die es Menschen ermöglichen, schnelle Entscheidungen zu treffen, ist in der heutigen komplexen Welt besonders bedeutsam. Das Commitment wird ebenso hoch angesehen. Wenn ein Commitment eingegangen wird, ist eine Person eher bereit, der Bitte nachzukommen. Dieses Prinzip ist vor allem effizient, wenn es öffentlich und aktiv kommuniziert wird. Der Konsument betrachtet dies so: „Die authentischen Empfehlungen des Influencers haben sich bisher immer als zuverlässige Orientierung erwiesen. Seinen Empfehlungen kann ich auch bei allen anderen Produktkategorien vertrauen. Was ihm gefällt, ist auch gut für mich“ (Quelle: Deges, 2018, S. 5).
Der/Die Influencer:in verkörpert einen Wert, den seine Follower:in von ihm/ihr erwarten. Bedeutsam ist, einen roten Faden zu erkennen und dass der Influencer gewissenhaft auf sein Image achtet (Quelle: Kost & Seeger, 2020). Potenzielle Käufer:innen können durch diese Taktik davon überzeugt werden, nicht nur ein Produkt, sondern – falls vorhanden – mehrere Produkte einer Marke oder zusätzliche Dienstleistungen zu kaufen. Dies wird als ‚throwing the low ball‘ bezeichnet. Hier wird der/die Käufer:in dazu gebracht, sich anhand bestimmter Kriterien für ein Modell zu entscheiden. Erst dann werden beispielsweise teure Zusatzleistungen an Kund:innen verkauft.
Soziale Bewährtheit
Die Taktik der sozialen Bewährtheit dient als Entscheidungshilfe. Soziale Bewährtheit bedeutet, dass andere einen ähnlichen Schritt unternommen haben. Dadurch entsteht Glaubwürdigkeit. Das Prinzip wirkt besonders stark bei Unsicherheiten oder Ähnlichkeiten zu anderen Produkten und ist der Grund, weshalb Testimonials existieren bzw. Influencer:innen als Testimonials fungieren. Potenzielle Kunden denken: „Wenn so viele Mitglieder der Community den Empfehlungen des Influencers folgen, dann trifft dies auch meinen Geschmack. Ich bin ja nicht alleine, wenn ich seiner Empfehlung Folge leiste. Was viele andere tun, wird sicher richtig sein“ (Quelle: Deges, 2018, S. 5).
Sympathie
Menschen suchen aktiv nach Vorbildern und sozialen Kontakten, mit denen sie sich identifizieren können. In der Psychologie wird von der parasozialen Interaktion gesprochen, einer scheinbaren Nähe zu einer virtuellen Person (Quelle: Kost & Seeger, 2020). Durch Attraktivität, Ähnlichkeit, Anerkennung, Assoziationen, Vertrautheit und eine authentische Wertschätzung kann die Sympathie einer Person und damit ihr Einfluss erhöht werden. Dies wirkt sich auf die Ansichten der jeweiligen potenziellen Käufer aus: „Der Influencer spricht mich persönlich an. Er ist mein ‚Freund‛, ich mag ihn und fühle mich emotional zu ihm hingezogen. Seine Empfehlung empfinde ich als direkt an meine Person adressierten Freundschaftsdienst“ (Quelle: Deges, 2018, S. 6).
Autorität
Das Autoritätsprinzip besagt, dass Autorität das Vertrauen stärkt. Unternehmen müssen sich wie Einzelpersonen als Spezialisten erweisen. Innerhalb des digitalen Webs müssen sie erklären, warum sie autoritär sind und was ihre Produkte einzigartig macht. In dieser Phase können Influencer als handelnde Person eingesetzt werden, um eine persönliche und authentische Botschaft zu senden. Der Blickwinkel sieht so aus: „Die Beauty-Bloggerin ist jeden Tag perfekt geschminkt. Sie kennt sich aus, sie weiß welche Schminkprodukte die besten sind. Sie zeigt mir in ihrem Erklärvideo auf YouTube, wie ich diese Produkte professionell anwenden muss, damit ich bei mir die gleiche Wirkung erziele“ (Quelle: Deges, 2018, S. 6). Die Autorität basiert auf der exponierten Position des Influencers in den sozialen Medien. Eine hohe Reichweite deutet darauf hin, dass andere Nutzer des sozialen Netzwerks den Influencer in einer hierarchisch höheren Position sehen und ihn als kompetent erachten (Quelle: Deges, 2018).
Knappheit
Schwer zu beschaffende Gegenstände haben einen höheren Wert. Wenn beispielsweise ein Produkt aufgrund geringerer Menge oder Lieferverzögerungen schwerer zu beschaffen ist, ist es für einen potenziellen Kunden wertvoller. Knappheit ist für den Kunden somit ein Zeichen für gute Qualität. Die regressive Zugänglichkeit eines Produkts führt zu einem Gefühl des Freiheitsverlusts. Hier kommt die Reaktanz-Theorie zum Einsatz: Menschen werten das gering verfügbare Produkt auf. Dadurch wird es noch begehrenswerter. Dieses Prinzip ist besonders relevant, wenn ein neues Produkt mit anderen Produkten konkurrieren muss, da Follower nach der Reaktanz-Theorie ein Gefühl des Verlusts ihrer Freiheit erleben. Für das Influencer-Marketing lässt sich dieses Prinzip gut anwenden. „‚Mein‛ Influencer empfiehlt ein Produkt, welches als limitierte Sonderedition nur eine begrenzte Zeit verfügbar ist. Wenn ich jetzt schnell über den Link bestelle, den er praktischerweise in seine Empfehlung integriert hat, erhalte ich noch eines dieser wenigen Produkte“ (Quelle: Deges, 2018, S. 7).
Was passiert jedoch, wenn ein einziger Trend das Fundament dieses Konzepts erschüttert? Es gibt hauptsächlich zwei Faktoren, die einen gewaltigen Einfluss ausüben. Einerseits erleben wir eine Transformation des traditionellen Influencers zum sogenannten Sinnfluencer. Dies hat einen Trend ins Leben gerufen, der sich für manche Marken als fatal erweisen könnte.
Die Welt des Online-Contents hat sich in den letzten Jahren dramatisch verändert. Was einst als einfaches Teilen von Fotos und Momenten begann, hat sich zu einer florierenden Industrie entwickelt, die als “Creator Economy” bekannt ist. Diese faszinierende Entwicklung hat die Marketingwelt stark geprägt und neu definiert und bietet eine Vielzahl an neuen Möglichkeiten weltweit.
Die Evolution der Creator Economy
Zurück im Jahr 2012 war die Social-Media-Landschaft ein ganz anderer Ort. Instagram war gerade erst im Kommen, und das Teilen von Bildern mit Filtern wie Early Bird oder Valencia war der Höhepunkt des Social-Media-Erlebnisses.
Videos waren auf Plattformen wie YouTube zu finden, aber Kurzvideos, ähnlich wie bei TikTok, waren noch nicht weit verbreitet. Die Idee, als “Influencer:in” Geld zu verdienen, war noch in den Kinderschuhen, und diejenigen, die es taten, verdienten hauptsächlich durch die Bewerbung von Produkten wie Detox-Tees oder Beauty-Produkten ein kleines Einkommen (Quelle: omr.com). Es war eine Zeit, in der der Begriff “Creator Economy” noch nicht einmal in den Köpfen der Menschen existierte, und die Möglichkeiten für Kreative, online Geld zu verdienen, waren begrenzt und oft ungewiss.
Doch seit diesen Anfängen hat sich die Creator Economy drastisch weiterentwickelt und ihre Evolution hat einen bemerkenswerten Einfluss auf die digitale Landschaft ausgeübt. Neue Plattformen sind entstanden, während andere in der sich ständig verändernden digitalen Welt verschwunden sind. Doch das Wesen der Kreativität und des Einflusses hat sich entscheidend verändert. Influencer:innen haben gelernt, dass ihre Reichweite und ihr Einfluss weit über das simple Bewerben von Produkten hinausgehen. Sie sind zu Storyteller:innen, Trendsetter:innen und sogar zu Meinungsführer:innen geworden, die eine treue und engagierte Community um sich herum aufgebaut haben. Marken haben erkannt, dass Influencer-Marketing ein wesentlicher Bestandteil ihrer Marketingstrategien ist, und die Ausgaben für Influencer-Marketing sind exponentiell gestiegen. Sie haben erkannt, dass diese Form des Marketings eine einzigartige Möglichkeit bietet, ihre Zielgruppe auf eine persönliche und authentische Weise anzusprechen. Influencer werden nicht mehr nur als Mittel zum Zweck betrachtet, um Produkte zu bewerben, sondern als Partner:in, die eine einzigartige Stimme und Perspektive in die Marketingbemühungen einer Marke einbringen können.
(Quelle: Statista) .
Im Jahr 2023 belief sich das globale Budget für Influencer-Marketing auf satte 30 Milliarden US-Dollar, ein Anstieg von 17% gegenüber dem Vorjahr. Diese beeindruckende Zunahme verdeutlicht die wachsende wirtschaftliche Bedeutung und Wirksamkeit von Influencer-Marketing. In Deutschland allein haben Marken über 702 Millionen US-Dollar für Influencer-Marketing ausgegeben, was zeigt, dass die Branche ein erhebliches Wachstum verzeichnet und ihre Position als zentraler Bestandteil moderner Marketingstrategien weiter festigt (Quelle: New Business).
Herausforderungen und neue Ansätze
Doch trotz dieser scheinbaren Erfolge gibt es Herausforderungen für die Creator Economy. Eine Studie von McKinsey aus dem Jahr 2024 ergab, dass 68% der Konsumenten unzufrieden und überfordert sind mit dem übermäßigen Volumen an gesponserten Posts und Inhalten, die sie täglich auf Social Media sehen. Diese “Werbemüdigkeit” führt dazu, dass die Wirksamkeit von Influencer-Marketing abnimmt, da Konsument:innen zunehmend immun gegenüber offensichtlichen Werbebotschaften werden und nach authentischeren Verbindungen suchen. Besonders besorgniserregend ist, dass die Aufmerksamkeitsspanne der jüngeren Generation, die eine Schlüsselzielgruppe für viele Marken ist, bei nur noch 1,3 Sekunden liegt. Dies stellt eine immense Herausforderung dar, da es für Marken schwieriger wird, die Aufmerksamkeit und das Interesse dieser Zielgruppe aufrechtzuerhalten und zu gewinnen.
Dies führt zu einem Deadlock, in der Marken weiterhin viel Geld für Influencer-Marketing ausgeben wollen, während die Konsument:innen zunehmend müde werden und sich von Influencer:innen distanzieren. Diese Entwicklung stellt eine Herausforderung für die Zukunft des Influencer-Marketings dar und erfordert neue Ansätze, um die sich ändernden Bedürfnisse und Erwartungen der Verbraucher:innen zu erfüllen. Eine mögliche Lösung besteht darin, dass Marken und Influencer:innen stärker auf Authentizität und Relevanz setzen. Vor allem der Trend „Deinfluence“ zeigt sehr stark in welche Richtung sich der Markt bewegt. Der Deinfluence-Trend kennzeichnet einen Wandel im Influencer-Marketing hin zu mehr Authentizität und Transparenz. Influencer:innen teilen ehrliche Meinungen zu Produkten und fördern kritischen Dialog statt unkritischer Werbung. Dies stärkt das Vertrauen der Verbraucher und fordert Unternehmen zu verantwortungsbewussterem Marketing auf.
Ein sehr gutes Beispiel bietet Leon mit seinem TikTok-Kanal „xskincare“. Hier verkundet Leon seine ehrlichen Meinungen zu Produkten, sei es aus persönlicher Erfahrung oder aufgrund von Recherchen.
Xskincare.
Der Trend zum “Deinfluence” markiert einen signifikanten Paradigmenwechsel im Bereich des Influencer-Marketings, indem er die Bedeutung der Stimme der Community und die Integrität der Influencer hervorhebt. Diese Entwicklung fördert eine nachhaltige und vertrauensvolle Interaktion zwischen Influencern, Verbrauchern und Unternehmen, was langfristig zu einer verbesserten Glaubwürdigkeit und Bindung führt.
Die Zukunft des Influencer-Marketings
Das Influencer-Marketing hat sich in den letzten Jahren zu einem bedeutenden Bestandteil der digitalen Marketing-Welt entwickelt, der Unternehmen eine einzigartige Möglichkeit bietet, ihre Zielgruppen auf authentische und zielgerichtete Weise anzusprechen. Die enge Bindung zwischen Influencer:innen und ihrer Community hat gezeigt, wie mächtig persönliche Empfehlungen und glaubwürdige Inhalte in der heutigen Medienlandschaft sein können.
Jedoch bringt diese Entwicklung auch neue Herausforderungen mit sich. Die wachsende „Werbemüdigkeit“ der Konsument:innen und die steigende Anzahl an gesponserten Inhalten stellen Marken vor die Aufgabe, immer kreativer und authentischer zu werden. Die begrenzte Aufmerksamkeitsspanne, insbesondere der jüngeren Generation, erfordert innovative Ansätze, um das Interesse und Vertrauen der Zielgruppe zu gewinnen.
Zukünftig wird es entscheidend sein, dass Unternehmen und Influencer:innen ihre Strategien anpassen, um eine tiefere emotionale Verbindung und höhere Relevanz zu schaffen. Die erfolgreiche Integration von Influencer-Marketing in eine ganzheitliche Marketingstrategie wird nicht nur durch Reichweite und Engagement gemessen, sondern auch durch die Fähigkeit, echte und nachhaltige Beziehungen zu den Konsument:innen aufzubauen.
In einer Welt, die zunehmend von digitalen Interaktionen geprägt ist, bleibt Influencer-Marketing ein dynamisches und sich ständig weiterentwickelndes Feld. Die Schlüssel zum Erfolg werden Authentizität, kreative Inhalte und die Bereitschaft sein, auf die sich verändernden Bedürfnisse und Erwartungen der Verbraucher:innen einzugehen. Unternehmen, die diese Herausforderungen meistern, werden in der Lage sein, ihre Markenbotschaften wirkungsvoll zu kommunizieren und langfristige Beziehungen zu ihrer Zielgruppe aufzubauen.
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