Barrierefreie Schriftgestaltung: Wie Inklusion durch Typografie gelingt
Stell Dir vor, Deine Inhalte könnten von wirklich jedem gelesen werden – wie viele Menschen würdest Du erreichen? Mit der richtigen Typografie sorgst Du dafür, dass Deine Inhalte auch für Menschen mit Sehschwächen oder Leseschwierigkeiten zugänglich werden. Ob Du Websites, Flyer, Bücher oder Apps gestaltest – klare Schriftarten, starke Kontraste und durchdachte Abstände verbessern die Lesbarkeit und machen Deine Botschaften für mehr Menschen erreichbar. Du schaffst Inklusion, stärkst die Wirkung Deiner Inhalte und hinterlässt gleichzeitig einen professionellen Eindruck. Mehr Reichweite, bessere Interaktionen und ein positives Nutzererlebnis sind das Ergebnis.
Ab dem 28. Juni 2025 gewinnt Barrierefreiheit noch mehr an Bedeutung: Mit dem Inkrafttreten der EU-Richtlinie über barrierefreie Produkte und Dienstleistungen (European Accessibility Act) werden digitale Inhalte wie Websites, mobile Apps oder E-Books auf ein neues Niveau der Zugänglichkeit gehoben.
Erfahre, wie Du barrierefreie Schrift gestaltest, welche Tools Dir dabei helfen und welche gesetzlichen Vorgaben ab diesem Datum gelten. Mach den ersten Schritt in Richtung Inklusion und sorge dafür, dass Deine Inhalte auch für Leser:innen mit eingeschränktem Sehvermögen oder Leseanforderungen zugänglich werden!
Vergleich von Schriftarten mit und ohne Serifen.
Quelle: leserlich.info
Was bedeutet Barrierefreiheit in der Schriftgestaltung?
Barrierefreiheit im Kontext von Schriftgestaltung bedeutet, Inhalte so zugänglich zu machen, dass Menschen mit unterschiedlichen visuellen Fähigkeiten sowie Leseschwierigkeiten möglichst komfortabel und unabhängig lesen können. Dabei spielen Aspekte wie Buchstabenform, Kontrast, Schriftgröße, Strichstärke und Zeilenabstand eine zentrale Rolle.
(Quelle: styleguide.bundesregierung.de)
Ein wichtiger Anknüpfungspunkt hierfür sind die WCAG (Web Content Accessibility Guidelines) sowie die nationale BITV (Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung). Diese Richtlinien legen fest, dass ein Text lesbar und auch mit Screenreadern nutzbar sein soll. Zwar schreiben sie keine bestimmte Schriftart vor, doch geben sie Empfehlungen zur Lesbarkeit, zum ausreichenden Kontrastverhältnis und zur Vergrößerbarkeit. Wer barrierefreie Schrift einsetzt, berücksichtigt diese Kriterien und hilft damit sowohl Menschen mit Seh- und Lesebehinderungen und sorgt zugleich für mehr Lesekomfort für alle.
Warum barrierefreie Schrift so wichtig ist
Barrierefreie Typografie erleichtert vielen Menschen den Zugang zu Informationen. Hier sind die wichtigsten Gründe:
- Unterstützung für Sehbehinderte: Etwa 7,5 Millionen Menschen in Deutschland leben mit Sehbehinderungen. Klare und gut lesbare Schriften helfen ihnen, Texte besser wahrzunehmen.
(Quelle: gehirngerecht.digital)
- Hilfe bei Legasthenie: Speziell gestaltete Schriftarten können das Lesen und Verstehen für Menschen mit Legasthenie erheblich erleichtern. Studien zeigen, dass serifenlose Schriften wie Arial oder Helvetica die Lesbarkeit verbessern können.
(Quelle: gehirngerecht.digital)
- Erleichterung für Senioren: Mit zunehmendem Alter nimmt die Sehkraft oft ab. Ältere Menschen bevorzugen daher größere Schriftgrößen und gut lesbare Schriften. Eine Studie der Wichita State University ergab, dass Senioren die Schriftgröße 14 Punkt bevorzugen und serifenlose Schriften als besser lesbar empfinden.
(Quelle: seibert.group)
- Inklusion und Teilhabe: Barrierefreie Schriftarten fördern die Gleichstellung und gewährleisten, dass alle Menschen Zugang zu wichtigen Informationen haben. Sie ermöglichen es, dass Inhalte ohne zusätzliche Hilfsmittel zugänglich bleiben.
(Quelle: omr.com)
- Verbesserte Lesbarkeit für alle: Auch ohne Einschränkungen erleichtern gut strukturierte und barrierefreie Schriften das Lesen und Verstehen von Texten. Sie reduzieren die visuelle Belastung und verbessern die Nutzererfahrung insgesamt.
(Quelle: omr.com)
- Reduzierung kognitiver Belastung: Klare und gut strukturierte Schriftarten erleichtern das schnelle Erfassen von Texten, wodurch die geistige Anstrengung beim Lesen minimiert wird. Dies ist besonders vorteilhaft für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen oder Lernschwierigkeiten.
(Quelle: aktion-mensch.de)
- Einheitliche Nutzererfahrung: Die Verwendung barrierefreier Schriftarten sorgt für Konsistenz über verschiedene Plattformen und Geräte hinweg, was die Bedienbarkeit und das Nutzererlebnis für alle verbessert.
(Quelle: omr.com)
- Einhaltung gesetzlicher Vorgaben: In vielen Ländern gibt es gesetzliche Anforderungen an die Barrierefreiheit digitaler Inhalte. Die Wahl geeigneter Schriftarten trägt zur Erfüllung dieser Standards bei und verhindert mögliche rechtliche Konsequenzen.
(Quelle: digitale-barrierefreiheit.info)
- Steigerung der Reichweite: Barrierefreie Inhalte erreichen ein breiteres Publikum, einschließlich Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen. Dies kann die Nutzerbasis erweitern und die Inklusion fördern.
(Quelle: omr.com)
- Verbesserte Lesbarkeit bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen: Gut lesbare Schriftarten mit ausreichendem Kontrast sind auch bei schlechten Lichtverhältnissen oder auf mobilen Geräten leichter zu erkennen, was die Zugänglichkeit für alle Nutzer erhöht.
(Quelle: ramoser-webdesign.com)
Mehr Leser:innen durch Inklusion gewinnen
Wenn Deine Inhalte dank barrierefreier Schrift für mehr Menschen zugänglich sind, erweitert sich auch Dein Publikum. In Deutschland leben Millionen Menschen mit Sehbehinderungen, global betrachtet ist die Zahl weitaus höher. Eine inklusiv gestaltete Typografie ist daher nicht nur eine ethische Verpflichtung, sondern auch eine wirtschaftlich sinnvolle Entscheidung.
(Quelle: styleguide.bundesregierung.de)
Positives Nutzererlebnis und bessere Conversion
Barrierefreie Schrift erhöht die Benutzerfreundlichkeit und führt zu besseren Interaktionen mit Deiner Website oder Deinem Printmaterial. Menschen verweilen länger auf Deiner Seite, weil sie sich nicht anstrengen müssen, um Inhalte zu entschlüsseln. Das verbessert wiederum die Conversion-Rate, da ein positives Lese- und Nutzererlebnis oft in mehr Anfragen, Käufen oder Anmeldungen mündet.
(Quelle: omr.com)
Anzahl Schwerbehinderter aufgrund von Blindheit oder einer Sehbehinderung* in Deutschland in den Jahren 2011 bis 2023
(Quelle: de.statista.com)
Wie wähle ich eine barrierefreie Schriftart aus?
Die Auswahl der richtigen Schriftart ist für eine gelungene barrierefreie Typografie essenziell. Hier geht es nicht allein um ein schönes Design, sondern um klare, gut unterscheidbare Buchstabenformen und eine hohe Lesefreundlichkeit.
(Quelle: leserlich.info)
Klare Buchstabenunterscheidung (Legibility)
Die Legibility bezeichnet die Erkennbarkeit einzelner Zeichen. Oftmals sind bestimmte Buchstaben besonders problematisch, wenn sie sich zu ähnlich sehen, darunter:
- das große „I“ (I) und das kleine „l“ (l)
- die „1“ und das große „I“
- das Paar „r“ und „n“ (welches schnell wie ein „m“ wirken kann)
- das große „O“ und die Ziffer „0“
Achte daher darauf, dass Deine gewählte Schriftart diese potenziellen Stolpersteine vermeidet. Gerade für Menschen mit Sehschwäche kann eine andere Form oder ein zusätzlicher Balken (etwa in der Ziffer „0“) schon entscheidend sein. Ein Beispiel für eine Schrift, die Buchstaben sehr deutlich unterscheidbar macht, ist die Atkinson Hyperlegible. Sie wurde vom Braille Institute speziell für Personen mit Sehbehinderung konzipiert und ist kostenlos verfügbar.
(Quelle: gehirngerecht.digital)
Vergleich von Sans Serif und Serif Schriften: Moderne, junge und technologische Aspekte von Sans Serif treffen auf historische und traditionelle Werte von Serif.
(Quelle: typetype.org)
Allgemeine Lesbarkeit (Readability)
Neben der klaren Unterscheidbarkeit der Zeichen ist es wichtig, dass Dein Textfluss insgesamt angenehm zu lesen bleibt. Serifenlose Schriften sind im digitalen Bereich häufig leichter lesbar, während in Printmedien auch humanistische Serifenschriften (Renaissance-Antiqua) gut funktionieren können. Ideal sind Fonts, die auch in kleinen Größen nicht „verschwimmen“ und eine ausreichende Höhe der Mittellängen (x-Höhe) aufweisen.
(Quelle: styleguide.bundesregierung.de)
Empfohlene serifenlose Schriftarten (laut verschiedenen Untersuchungen) sind z. B.:
- Arial
- Helvetica
- Tahoma
- Verdana
- Calibri
- Lexend (speziell für Lesefluss entwickelt)
- Atkinson Hyperlegible (entwickelt für Sehbehinderte)
Schriftarten wie „OpenDyslexic“ oder „Dyslexia“ wurden speziell für Menschen mit Legasthenie entwickelt, wobei einige Studien nahelegen, dass Standardfonts wie Arial, Helvetica oder Verdana für viele Betroffene ebenso gut oder sogar besser funktionieren können.
(Quelle: gehirngerecht.digital, omr.com)
Beispiel der Open Dyslexic Schriftart: Eine speziell gestaltete Typografie mit unregelmäßigen Buchstabenformen, die Menschen mit Legasthenie das Lesen erleichtert.
Quelle: shoorayner.com
Best Practices für barrierefreie Typografie
Wenn Du Dich für eine Schriftart entschieden hast, ist das nur der erste Schritt. Denn auch Faktoren wie Zeilenabstand, Ausrichtung und Kontrast können über die Lesbarkeit entscheiden.
(Quelle: leserlich.info)
Vergleich von Textkontrasten: Oben Beispiele mit ausreichendem Kontrast für gute Lesbarkeit, unten Text mit zu geringem Farbkontrast.
Alt-Text: Beispiele für ausreichenden und unzureichenden Kontrast bei Text.
Quelle: design.diakonie.de
Kontrast zwischen Text und Hintergrund
Ein ausreichender Kontrast zwischen Text und Hintergrund ist entscheidend für die Lesbarkeit und Barrierefreiheit von Inhalten. Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) geben hierzu klare Empfehlungen:
- Mindestkontrastverhältnis: Für einen normalen Text sollte das Kontrastverhältnis mindestens 4,5:1 betragen. Bei großem Text (ab 18 Punkt oder 14 Punkt fett) ist ein Verhältnis von mindestens 3:1 ausreichend.
(Quelle: w3.org) - Gestaltungstipps:
- Dunkler Text auf hellem Hintergrund und umgekehrt ist ein bewährter Standard.
- Vermeide schillernde, neonfarbene Hintergründe; auch Verläufe oder Muster können die Lesbarkeit erschweren.
(Quelle: styleguide.bundesregierung.de)
- Prüfung des Kontrastverhältnisses: Es gibt Online-Tools, mit denen das Kontrastverhältnis zwischen Text und Hintergrund überprüft werden kann, um sicherzustellen, dass die WCAG-Anforderungen erfüllt sind.
(Quelle: miniwebtool.com)
Schriftgröße und Zeilenabstand
Die Schriftgröße sollte bei Fließtext im Web mindestens 12 pt (besser 14 pt) betragen; in Printmedien wird oftmals ab 9 bis 11 pt gearbeitet, wobei der Betrachtungsabstand und die Sehschärfe der Zielgruppe eine Rolle spielen.
(Quelle: leserlich.info)
Sorge zudem für genügend Zeilenabstand (etwa 1,5-fach), damit die Buchstaben nicht ineinander „rutschen“. Das ist besonders für Menschen mit Leseschwierigkeiten wichtig, weil zu dicht gesetzte Textzeilen das Textverständnis erschweren.
(Quelle: styleguide.bundesregierung.de)
Vergleich von Zeilenabständen (1,0 – 1,5 – 3,0) zur Darstellung optimaler Lesbarkeit und Barrierefreiheit.
(Quelle: mosaiq.com)
Typografische Dos & Don’ts bei der Barrierefreiheit
Willst Du barrierefreie Schrift einsetzen, kannst Du Dich an einfachen Regeln orientieren:
Dos
Es ist sinnvoll, diese Punkte zu beachten, um die Barrierefreiheit zu erhöhen:
- Linksbündiger Flattersatz: Durch den gleichmäßigen Textanfang pro Zeile findet das Auge leichter den Zeilenbeginn.
- Moderater Zeilenabstand: Ein ausreichender Abstand zwischen den Zeilen verhindert das Verschmelzen von Buchstaben und Zeilen.
- Deutliche Trennung zwischen Absätzen: Weiße Freiräume signalisieren neue Gedankenabschnitte erleichtern die Orientierung.
- Klare Schriftfarben: Farbkontraste wie Schwarz auf Weiß oder Dunkelgrau auf Hellgrau gewährleisten eine gute Lesbarkeit. Vermeide ungewöhnliche Farbpaare wie Rot auf Grün, die bei Farbsinnstörungen schwer zu erkennen sind.
(Quelle: omr.com)
Don’ts
Nachfolgende Aspekte solltest Du besser vermeiden, damit Deine Inhalte nicht unnötig schwer lesbar sind:
- Zentrierte oder Blocksatz-Texte: Zeilenanfänge springen ständig, was die Orientierung erschwert; Blocksatz erzeugt ungleichmäßige Abstände.
- Nutzung von vielen Versalien: Ganze Sätze in Großbuchstaben erschweren die Lesbarkeit und wirken schnell wie „Schreien“.
- Sehr feine oder verschnörkelte Fonts: Haarstriche brechen schnell weg, dekorative Schnörkel irritieren die Leserichtung.
- Zu enge Buchstaben- oder Wortabstände: Das behindert das Erkennen einzelner Buchstaben und Silben, besonders bei Sehschwäche.
- Reine Kursiv-Absätze: Kursivschrift kann für Menschen mit Dyslexie oder geringer Sehkraft schwerer zu erfassen sein.
- Grelles oder flickerndes Hintergrundbild: Bewegte Hintergründe oder Flimmer-Effekte können Migräne oder Epilepsie auslösen.
(Quelle: styleguide.bundesregierung.de)
Oben ein Fließtext in serifenloser Schrift mit guter Lesbarkeit; unten ein Fließtext in kleiner Schriftgröße mit Serifen, der schlechter lesbar ist.
Alt-Text: Vergleich der Lesbarkeit von Fließtext in serifenloser und serifenbetonter Schrift.
(Quelle: design.diakonie.de)
Praktische Tools und Tests für barrierefreie Schrift
Wenn Du barrierefreie Schriftarten professionell einsetzen möchtest, kannst Du Dich durch verschiedene Tools unterstützen lassen. Diese analysieren Kontraste, simulieren Sehschwächen oder testen die Lesbarkeit:
(Quelle: omr.com)
- Contrast Checker (WebAIM): Dieser ermöglicht einen schnellen Test zur Ermittlung des Kontrastverhältnisses zwischen Text- und Hintergrundfarbe.
- Stark (für Figma/Sketch/Adobe XD): Dieses Tool zeigt direkt im Design-Tool an, ob die gewählten Farbkombinationen und Schriftgrößen ausreichend barrierefrei sind.
- WAVE: Mit der browserbasierten Prüfung können Websites analysiert werden, inklusive Feedback zu Lesbarkeit und Alternativtexten.
- A11YPLAN: Es beinhaltet spezielle Checks für Barrierefreiheit, mit einem besonderen Fokus auf Schrifteigenschaften.
- Browser-Erweiterungen: Google Chrome Add-ons ermöglichen es, Schriften auf Webseiten dynamisch zu ändern, z. B. mit dem Comic Sans Add-on oder den Dyslexie Font Add-ons.
Bevor Du Dich für eine finale Schrift entscheidest, lohnt es sich, Deine Zielgruppe im Blick zu behalten. Wer vor allem Leser:innen im Seniorenbereich ansprechen will, benötigt eine größere Punktgröße und klare Buchstabenformen. Wer an Universitäten publiziert, berücksichtigt ggf. Studierende mit Dyslexie und integriert Tools, die das automatische Umstellen der Fonts erlauben.
(Quelle: gehirngerecht.digital)
Weitere nützliche Tools zur barrierefreien Schriftgestaltung
Oftmals hilft es, im Arbeitsalltag mehrere Tools gleichzeitig zu nutzen, um die Typografie möglichst ganzheitlich barrierefrei zu gestalten:
(Quelle: styleguide.bundesregierung.de)
- Accessible Web Typography Checker: Ein Online-Tool, das Dir gezielt Feedback zu Deiner gewählten Typografie gibt, inklusive Zeilenabständen und Schriftgrößen.
(Quelle: omr.com) - Funktionen moderner Textverarbeitungsprogramme: Viele Programme wie Microsoft Word oder Google Docs bieten integrierte Barrierefreiheits-Prüfungen, die unter anderem Hinweise zur optimalen Formatierung, alternativen Texten für Bilder und strukturierten Überschriften geben.
(Quelle: leserlich.info) - Screenreader-Tests: Auch wenn es dabei vorrangig um die Textausgabe geht, kannst Du mit Tools wie NVDA oder VoiceOver testen, ob Deine Dokumente wirklich zugänglich sind und alle Elemente sinnvoll vorgelesen werden.
(Quelle: barrierefreiheit-dienstekonsolidierung.bund.de)
Diese Werkzeuge ergänzen die zuvor genannten Tests und Checks. Sie ermöglichen Dir, frühzeitig im Designprozess zu erkennen, ob Schriftgröße, Abstände und Kontrastverhältnisse den Anforderungen unterschiedlicher Nutzergruppen entsprechen.
Infografik zu BFSG 2025 mit fünf Bereichen: Anforderungen, Ziele, Vorteile, technische Vorgaben, Unterstützung.
(Quelle: ci-commerce.com)
Gesetzliche Vorgaben zur barrierefreien Typografie?
Barrierefreie Typografie ist für viele Bereiche verpflichtend, vor allem für öffentliche Stellen und Unternehmen, die Dienstleistungen für die Allgemeinheit anbieten. In der EU regelt die EU-Richtlinie 2016/2102 die digitale Barrierefreiheit, und in Deutschland konkretisiert das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) diese Vorgaben. Ab dem 28. Juni 2025 gelten viele Anforderungen auch für private Unternehmen.
(Quelle: beratungsstelle-barrierefreiheit.de)
Muss ich meine bestehende Website komplett überarbeiten?
Eine bestehende Website muss Du nicht sofort vollständig anpassen, damit sie barrierefrei zu ist. Viele Maßnahmen, wie die Optimierung von Schriftarten, Kontrasten und Zeilenabständen, lassen sich schrittweise umsetzen. Tools wie WAVE oder Accessibility Insights helfen, Schwachstellen zu identifizieren.
(Quelle: barrierefreiheit.digital)
Wie kann ich die Barrierefreiheit meiner Website testen?
Es gibt zahlreiche Tools wie WAVE, axe oder Accessibility Insights, mit denen Du Ihre Website auf Barrierefreiheit überprüfen können. Auch Nutzerfeedback von Menschen mit Beeinträchtigungen ist wertvoll, um Verbesserungen zu identifizieren.
(Quelle: w3.org)
Checkliste für barrierefreie Schriftgestaltung
Eine kompakte Übersicht hilft Dir dabei, den Überblick zu behalten. Vor jeder Veröffentlichung – ob digital oder gedruckt – lohnt sich ein letzter Check.
(Quelle: leserlich.info)
Beachte bitte die folgenden Punkte:
- Schriftart: Serifenlos oder humanistische Serifenschrift
- Schriftgröße: Mindestens 12 Punkt
- Kontrast: Mindestens 4,5:1 für Normaltext, 3:1 für große Überschriften
- Zeilenabstand: Mindestens 1,5-facher Abstand
- Buchstabenabstände: Ausreichender Weißraum
- Kursivschrift und Versalien: Nur sparsam einsetzen
- Farbgebung: Keine grellen Farben oder problematische Kombinationen (z. B. Rot-Grün)
- Textausrichtung: Linksbündiger Flattersatz
- Silbentrennung: Vermeiden
- Testen mit Tools: Colour Contrast Analyser, WAVE
- Nutzerfeedback: Testlesungen durch Betroffene
(Quelle: omr.com, styleguide.bundesregierung.de)
Häufige Fragen (FAQ) zu barrierefreier Schrift
Barrierefreie Schriftgestaltung wirft oft Fragen auf, insbesondere wenn es darum geht, Lesbarkeit, Ästhetik und Inklusion miteinander zu verbinden. Hier findest du zentrale Themen, die häufig diskutiert werden.
Muss ich nur eine bestimmte Schriftart nutzen, damit es barrierefrei wird?
Nein, es gibt keine einzige „Pflicht-Schrift“. Allerdings empfehlen viele Expert:innen serifenlose oder humanistische Serifenschriften mit guten Abständen und klaren Formen, z. B. Arial, Helvetica, Atkinson Hyperlegible, Calibri oder Lucida Sans.
(Quelle: gehirngerecht.digital)
Wie groß sollte die Schrift mindestens sein?
Im digitalen Bereich sind 12 pt das absolute Minimum, 14 pt oft noch besser. Im Print hängt die Wahl zusätzlich vom Leseabstand und Papierformat ab; meist wird eine Schriftgröße ab 9 bis 11 pt aufwärts empfohlen.
(Quelle: leserlich.info)
Wie wichtig ist der Zeilenabstand?
Sehr wichtig! Ein ausreichender Zeilenabstand (1,4- bis 1,5-fach) vermeidet ein Verschmelzen der Zeilen und erhöht spürbar die Lesegeschwindigkeit und das Lesevergnügen.
(Quelle: styleguide.bundesregierung.de)
Darf ich serifenhaltige Schriften gar nicht verwenden?
Doch, für gedruckte Materialien kann eine humanistische Serifenschrift (Renaissance-Antiqua) durchaus eine gute Wahl sein. Klassizistische Antiqua mit feinen Haarstrichen (z. B. Bodoni) ist jedoch in sehr kleinen Größen weniger geeignet.
(Quelle: leserlich.info)
Was, wenn mein Layout Designer-Ansprüchen genügen soll?
Barrierefreiheit und ästhetisches Design schließen sich nicht aus. Viele moderne, ansprechende Fonts wurden bereits mit Blick auf Offenheit und gute Lesbarkeit entworfen (z. B. Neue Frutiger 1450). Bewusste Gestaltung und gute Typografie lassen sich auch inklusiv umsetzen.
(Quelle: styleguide.bundesregierung.de)
Vergleich von Kontrasten, Schriftlesbarkeit und Farbgestaltung für barrierefreie Typografie.
(Quelle: tu-chemnitz.de)
Fazit: Barrierefreie Schrift als Schlüssel zu Deinem Erfolg
Barrierefreie Schriftgestaltung eröffnet Möglichkeiten für mehr Inklusion, Verständlichkeit und eine bessere Nutzererfahrung. Mit klaren Buchstabenformen, optimalen Kontrasten und durchdachten Zeilenabständen erreichst Du ein breiteres Publikum und sorgst für noch mehr Lesefreude bei Deinen Inhalten.
Für Dich und Dein Unternehmen bedeutet das sowohl mehr Sichtbarkeit aber auch stärkere Kundenbindungen und eine bessere Wahrnehmung Deiner Marke.
Nutze jetzt die vorgestellten Tipps und Tools und mache Deine Inhalte barrierefrei – für mehr Inklusion, mehr Reichweite und Deinen Erfolg!
Technische Hinweise und Quellen
Empfohlene Ressource für barrierefreie Schrift-Downloads:
Die Schriftart Atkinson Hyperlegible steht auf der Webseite des Braille Institute als empfohlene Ressource für barrierefreie Typografie zum Download bereit. Sie ist sowohl für Mac- als auch für Windows-Geräte geeignet.
Weitere Quellen und Referenzen:
- Barrierefreie Schriftarten – gehirngerecht.digital
- Styleguide der Bundesregierung – Leserlichkeit von Schrift
- info – Zeichenbezogene Faktoren
- Screenreader-Tests – barrierefreiheit-dienstekonsolidierung.bund.de
- Seibert Group
- Aktion Mensch
- Digitale Barrierefreiheit
- ramoser-webdesign.com
- W3C
- MiniWebtool
- beratungsstelle-barrierefreiheit.de
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